40 Jahre Matra 1964 - 2004

Circuit de Mortefontaine / 31.10.2004

 

Vor 40 Jahren wurde die Firma Matra Sports, hervorgegangen aus der Übernahme von Automobiles René Bonnet, gegründet. Auf dem salon de l'automobile in Paris im Oktober 64 wurde dann der Djet das erste Mal in überarbeiteter Form als Matra-Bonnet Djet ausgestellt.

Dieses Jahr wäre also ein runder Geburtstag zu feiern gewesen, den die Firma Matra Automobiles leider nicht mehr erlebt hat. Trotzdem veranstaltete Matra Passion in Zusammenarbeit mit den übrig gebliebenen Divisionen von Matra Automobiles ein Treffen um die fast 40-jährige Auto Tradition von Matra zu feiern.

Eingeladen waren alle Mitglieder der französischen Matra Clubs. Die Teilnehmerzahl wurde von Matra Engineering auf 200 Personen limitiert, deshalb entschloss sich Matra Passion das Treffen als rein französische Angelegenheit durchzuführen.

Bei der Ankunft in Mortefontaine war es neblig und kalt, ein richtiger Herbsttag. Das CERAM liegt etwas abseits in einem Waldstück, erreichbar über eine ziemlich dürftig ausgebaute Zufahrtsstrasse. Als wir mit unserem Murena nach 580 km Nacht- und Nebelfahrt beim Eingang ankommen, sind wir die ersten, nur die Helfer von Matra Passion und Matra Engineering sind schon da. Da das Gelände ziemlich weitläufig ist werden wir von einem Lotsen zum zentralen Platz im innern des Hochgeschwindigkeitsovals geführt. Der Lotse fährt natürlich Avantime wie fast alle, die hier arbeiten.

 Auf dem riesigen Platz angekommen sehen wir uns zuerst mal den Espace F1 und den Matra 650 TDF an, zwei Highlights des heutigen Tages. Nach und nach kommen weitere Matras aus ganz Frankreich an, der Platz füllt sich. Zur Hauptsache sind es Murenas und Bagheeras, welche perfekt ausgerichtet, auf dem grossen Platz stehen. Besonders auffällig ist ein gelb-schwarzer Murena ohne Zulassung. Das Auto hat gerade mal 2887 km auf der Uhr. Seinerzeit wurde es mit dem 180 PS 16 V Motor ausgestattet, dem Vorstand von Peugeot präsentiert, mit dem Vorschlag diese Version in Serie zu produzieren. Leider hat Peugeot abgelehnt....das wäre ein Hammer geworden!

 

In der Mitte wird ein Matra Signet mit allen Matra Typen gebildet, um welches ein Kreis aus 40 brennenden Kerzen steht. Dann nach einem reichhaltigen, aber kalten Mittagessen, welches bestens zum Wetter passt, kommt langsam Stimmung auf. Jean-Paul, der Spezialist für Matra V12 nimmt sich des 650 TDF an. Gemeinsam mit seinem Assistenten beginnt er den 35 jährigen Renner zu starten. Das geht nicht mal so viel länger als bei einem Murena, lediglich die 18 Volt Batterie ist etwas grösser und der Leerlauf ist etwas unstabil....Die Menge der Matra Freaks jedenfalls, steht ergriffen um den Boliden und lauscht mit glänzenden Augen den infernalisch lauten Gasstössen, mit welchen der V12 auf Betriebstemperatur gebracht wird. Dann tritt Henri Pescarolo vors Mikrofon und erzählt in kurzen Worten die Rennsportgeschichte von Matra. Man spürt, obwohl gut 30 Jahre ins Land gegangen sind, die Begeisterung, wenn er davon spricht, dass der Matra V12 den besten Sound aller Rennmotoren dieser Zeit gehabt hat, wenn er davon spricht, dass das Musik sei in seinen Ohren. Es ist aber auch Wehmut spürbar, wenn er vom Enthusiasmus jener Tage erzählt, vom Willen das Unmögliche zu schaffen, und davon, dass er in letzter Zeit immer das Gefühl gehabt hat, an eine Beerdigung zu kommen, wenn er von Matra eingeladen wurde.

Nach ihm ergreift Philippe Guedon das Wort und erzählt in kurzen Worten die Geschichte von Matra als Produzent von Serienfahrzeugen, vom Anfang bis zum bitteren Ende.

Der grosse Moment naht, Henri Pescarolo steigt in den Matra MS 650 TDF, den einzigen Matra V12 mit Strassenzulassung (von welchem aber mindestens 2 existierten). Zuerst gibt's einige Kurven auf dem grossen Platz vor unseren abgestellten Matras, dann biegt er auf den Hochgeschwindigkeitskurs ein. Ein unglaublicher Ton erfüllt die Arena, den Matra hört man schon wieder von der anderen Seite kommen. Die Zeit reicht nicht um ein vernünftiges Bild zu knipsen, denn nach nur 2 Runden stellt Pesca den 650er wieder artig zurück, aber ganz ehrlich - Bilder sagen sowieso nichts aus; man muss das Auto gehört haben!!!!

 

Pescarolo steigt aus und zusammen mit Philippe Guedon schreibt er Autogramme und beantwortet Fragen. Wir stehen bei Philippe Guedon und diskutieren mit ihm über die letzten 40 Jahre. Das ist trotz meinen bescheidenen französisch Kenntnissen ein sehr interessanter Moment. Der ehemalige Chef von Matra gibt uns Einblicke in seine Sicht der Dinge, von einer total anderen Position aus. Seine erfolgreichsten Projekte sind für den gross gewachsenen  Ingenieur der M530 und der Espace. Im Falle des Espace zeigt sich Guedon allerdings bescheiden. Auf eine Bemerkung eines Fans, dass die Lorbeeren für den Van Boom für immer bei Matra seien, kommt die erstaunliche, aber doch einleuchtende Antwort, dass für ihn die Ehre eigentlich Renault gebührt. "Ohne Renault, die als einzige bereit gewesen sind das Risiko zu tragen und Geld in das Projekt Espace zu stecken, wäre nie was draus geworden". So verfliegt die Zeit und man könnte noch ewig zuhören, aber irgendwann steht der letzte Programmpunkt an, die Prämierung der schönsten Autos. In allen Kategorien werden wirklich exzellente Autos gekürt. So findet der Tag einen würdigen Abschluss.

Vielen Dank an Matra Passion für die wirklich sehr gute Organisation dieses Anlasses.


Die Matra's werden von den Avantime's wieder aus dem Testcenter geleitet, der Platz leert sich.

Über Paris hängt immer noch dichter Hochnebel, es ist kalt, und Matra existiert nicht mehr.



 12.11.2004

 

© Matra Club Suisse

 

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